Was ich suche ist "Wohlklang"
»Was ich suche ist ›Wohlklang‹.Im Sinne von Wohlbefinden.« Mit diesen einfachen
Worten umreißt Hans Werner Henze, 1926 in Gütersloh geboren, sein
kompositorisches Tun. Der Sohn eines Lehrers und einer Büroangestellten
begann diese Suche bereits im Alter von 12 Jahren.Zwei Lehrer haben ihn entscheidend
geprägt: Wolfgang Fortner, bei dem er von 1946 bis 1948 studierte,
und René Leibowitz. 1952 wurde seine erste Oper Boulevard Solitude, eine
moderne Version des Manon-Lescaut-Stoffs, uraufgeführt. Mit seinen
Bühnenwerken, angefangen von König Hirsch [1952-1955], Elegie für junge
Liebende [1961] und Der junge Lord [1964] über Venus und Adonis [1997] bis hin zu
L’Upupa [2003] gehört Hans Werner Henze zu den wichtigsten Opernkomponisten
unserer Zeit. Das Libretto zu Der junge Lord schrieb Ingeborg
Bachmann, mit der ihn bis zum Tod der Schriftstellerin 1973 eine enge, auf
Seelenverwandtschaft beruhende Freundschaft verband.Nach ihren Texten
entstanden 1957 die Nachtstücke und 1990 die Paraphrasen über Dostojewskij.
Seit 1953 lebt Henze in Italien.In den 1960er Jahren engagierte er sich politisch
als auch künstlerisch [Das Floß der Medusa, 1968] für die Ideen der Linken.
Hans Werner Henze empfand sich stets als Außenseiter – zu sperrig in seiner
musikalischen Sprache für das »normale« Publikum, zu »angepasst« für die
radikalen Avantgardisten. Und dennoch ist er heute unbestritten einer der
meistbeachteten und meistaufgeführten Komponisten, zu dessen OEuvre
neben Opern und Balletten, zehn Sinfonien, ein Requiem sowie zahlreiche
Kammermusik- und Solowerke gehören. Ein wichtiges Anliegen war Henze
die Lehre: Nicht nur als Professor in Köln und an der Accademia Filarmonica
Romana,sondern auch als Gründer des Musikfests in Montepulciano und der
Sommerakademie für junge Künstler, zwei Festivals zur Förderung des
Nachwuchses. Außerdem rief er 1988 die Münchener Biennale Internationales
Festival für neues Musiktheater ins Leben. Zu den zahlreichen Auszeichnungen
und Ehrungen, die der Komponist bisher erhielt, gehören u. a.
der Ernst von Siemens Musikpreis [1990], die Hans-von-Bülow-Medaille der
Berliner Philharmoniker [1997],die Ernennung zum Ritter der französischen
Ehrenlegion [2003] und die Ehrendoktorwürde der Hochschule für Musik
und Theater München [2004].
Programmheft musica viva (11. Mai 2006)